Geschichtenerzähler von Pragoma ================================================================================ Kapitel 12: Der alte Brunnen ---------------------------- Ich hörte ihr Weinen, ihre verzweifelten Schreie und doch wusste ich nicht, wer sie waren oder woher sie kamen. Es wiederholte sich immer und immer wieder, setzte sich in meinem Kopf fest und trieb mich beinahe in den Wahnsinn. Seit Tagen ging das schon so. Immer dann, wenn ich im Wald spazieren ging. Als ob sie mich rufen würden oder aber ich hatte einen Sprung in der Schüssel und bildete mir alles ein. Vielleicht aber auch nicht. Schon öfter hatten Leute über klagende Kinder im Wald berichtet, aber nie eines gesehen. Irgendwie verhext und unheimlich. Der Wind konnte ebenfalls Streiche spielen, aber mitten im Wald? Von Häusern hörte man öfter Schauergeschichten. Knarrendes Holz und kalte Luftzüge waren nur einige Beispiele, die aber logisch erklärt werden konnten. Im Wald eher weniger und die panisch vor mir weglaufende Frau machte meine Denkweise nicht besser. Eher verschlimmerte sie sich, wenn ich mir ihr aschfahles Gesicht genauer ansah. Als hätte sie einen Geist gesehen oder gleich mehrere. Ihr kurz nachblickend setzte ich meinen Weg fort, schlug jenen Pfad ein, aus welchem sie gerannt kam, als sei der Teufel persönlich hinter ihr her gewesen. Mit jedem meiner Schritte kam ich an einen Ort, den ich so oft schon gesehen hatte. Und doch stach mir etwas ins Auge, was mir zuvor verborgen blieb. Ein Brunnen, oder eher das, was davon übrig geblieben war. Er musste zum Kloster gehören, was einst auf dieser Lichtung stand. Neugierig trat ich näher, blickte in die Tiefen und wieder hörte ich das Weinen der Kinder. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als mir bewusst wurde, dass es sich um tote Säuglinge handelte, die dort wimmerten und achtlos von gottlosen Nonnen verscharrt wurden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)