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Mephisto

denn sie wissen nicht, was sie tun
von

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Falscher Heiland

Es kam nicht gerade selten vor, dass ihre Auftraggeber Scheißkerle waren. Haku hatte gelernt, sein Herz davor zu verschließen, und ganz die Waffe zu werden, als die Zabuza ihn damals gesehen hatte. Noch immer fiel ihm das Morden schwer, wenn die Personen den Tod in seinen Augen nicht verdient hatten, aber er konnte sich Mitleid nicht leisten. Dafür war in seiner Welt niemals Platz gewesen. Manchmal musste man grausam werden, um zu überleben…und für ein Leben mit Zabuza würde er dieses Opfer immer wieder bringen. Das Blut klebte ohnehin seit seiner Kindheit an seinen Händen.

„Worüber denkst du nach?“

Haku, der bis eben seine geröteten Knöchel gemustert hatte, hob langsam den Blick. Einen Moment schwieg er, dann legte er den Kopf schief und setzte ein Lächeln auf.

„Darüber, dass wir heute Nacht endlich wieder etwas Zweisamkeit haben werden.“

Er erhob sich von dem umgekippten Holzeimer, auf dem er bis jetzt gesessen hatte, und schaute zu Zabuza auf, der einem der ohnmächtig gewordenen Männer einen Tritt verpasste, ehe er über diesen stieg. Sie hatten den Ärger nicht suchen müssen, der Ärger war zu ihnen gekommen. Scheinbar hatte man sie vertreiben wollen, doch fünf Fischer waren für sie beide keine Gegner. Immerhin hatten sie so ihre Aufgabe erfüllt, im Dorf für Ärger zu sorgen. Das hier würde sich herumsprechen.

„Du lügst doch.“

Zabuzas raue Stimme ließ sein Lächeln nicht wanken.

„Wieso sollte ich? Auf dem Schiff waren wir nicht gerade unter uns, oder?“

„Nein. Das nicht. Aber ich habe kein gutes Gefühl dabei, wenn wir damit rechnen müssen, angegriffen zu werden, also halte dich zurück.“

Haku ließ sich das Schmunzeln nicht nehmen.

„Wie schade.“

Es erleichterte sein Herz, sich mit diesen kleinen Neckereien abzulenken. Sich auf das zu fokussieren, was ihm wichtig war. Auf den Menschen, den er so sehr liebte, dass er ihm selbst in die Hölle folgen würde.

„Ist nicht so, als würde ich nicht wollen.“

Der Blick, der seinen Körper streifte, ließ ihn angenehm schaudern. Wann immer der Ältere ihn so hungrig ansah, fühlte er sich gewollt. Haku liebte es, mit Zabuza intim zu werden. Er liebte die Abdrücke, die dieser auf seinem Körper hinterließ, wenn er in seiner Leidenschaft grob war. Hinterher fragte er ihn dann immer, ob er in Ordnung war. Mit seiner gewohnt grummeligen Art, aber was zählte, war dessen Sorge um ihn. Bei Zabuza musste man oft zwischen den Zeilen lesen, aber Haku wollte es gar nicht anders. Er wusste, dass sein Partner als Waise aufgewachsen war. In einem Dorf, das ähnlich dem war, in dem sie sich gerade befanden. Es musste ein sehr hartes Leben gewesen sein, auch wenn Zabuza nicht oft darüber redete. Haku wusste zudem, dass Kisame und Suigetsu ebenfalls aus jenem Dorf stammten. Es verband die drei miteinander und auch wenn sie meistens ruppig miteinander umgingen und nicht viele nette Worte füreinander übrighatten, so wusste Haku, dass sie einander schätzten.

„Gehen wir zurück?“

Bei der Frage nickte Haku, ließ erneut den Blick über die bewusstlosen Männer schweifen. Gut, die konnten sie wohl erstmal so liegen lassen. Ihre Arbeit hier war getan. Eigentlich schade, dass sie die Zeit nicht besser nutzen konnten.
 

Womit er nicht gerechnet hatte, war, dass einer ihrer Kameraden allein in der Taverne sitzen würde. Immerhin würde es bald dunkel werden und da hatten sie sich eigentlich wieder hier treffen wollen.

„Kisame-san?“

Der Hüne blickte missmutig von seinem Sake auf, schien keine gute Laune zu haben und irgendetwas sagte Haku, dass das nicht nur der Situation im Dorf geschuldet war.

„Wo ist dein Anhang?“, fragte Zabuza direkt und setzte sich dem anderen gegenüber.

Auch Haku nahm Platz, während er auf die Antwort wartete, die eher zähneknirschend kam.

„Weg“, erwiderte er und kippte den Sake herunter.

„Was weg?!“, grollte Zabuza, doch Haku stutzte plötzlich.

Seit wann nutzte Kisame seine linke Hand beim Trinken? Die andere lag seitlich auf dem Tisch und die Handfläche sah wund aus.

„Was ist das da an deiner Hand?“

Kisame, der gerade noch zurückblaffen wollte, hielt inne und es sah aus, als wollte er die Hand erst verstecken, ließ sie dann aber auf dem Tisch liegen. Haku brauchte eigentlich keine Antwort mehr, denn die Reaktion sagte genug aus, auch wenn Kisame bestimmt lügen würde. Dieser wusste vermutlich nicht, dass er es wusste. Itachi wäre nicht so dumm, seine Warnung zu ignorieren.

„Ein Unfall“, brummte dieser ausweichend.

„Hat der Unfall was mit dem Kerl zu tun?“, knurrte Zabuza, woraufhin Kisame die Augen verengte.

„Wir hatten eine Meinungsverschiedenheit.“

„Ah ja…zufällig über die Mission? Würde mich jedenfalls nicht wundern. Was habt ihr getan? Euch geprügelt?“

„So schlimm war es nicht.“

„Deinem Gesicht nach zu urteilen schon.“

„Ich habe keine Lust, darüber zu reden, Zabuza.“

Kisames Tonfall war warnend, sodass Zabuza für einen Moment innehielt und ihn argwöhnisch anblickte. Auch wenn die beiden oft nicht so wirkten, kannten sie die Grenzen des jeweils anderen. Einige Sekunden lang geschah nichts, dann orderte Zabuza neuen Sake und für Haku Wasser. Besser so, denn er war nicht so trinkfest wie die anderen beiden Männer.

„…wir müssen das ohne ihn durchziehen.“

Haku hob langsam den Blick, als Kisame das Thema dann doch wieder aufnahm. Irgendwie überraschte ihn die Aussage nicht, auch wenn es einen bitteren Beigeschmack hatte.

„Dann ist es so“, erwiderte er ruhig, während Zabuza schnaubte.

„Dir ist klar, dass er damit raus ist? Wir können niemanden gebrauchen, der schlecht fürs Geschäft ist.“

„…er hat nie wirklich vorgehabt, bei uns zu bleiben.“

Es lag erneut diese Bitterkeit in Kisames Stimme, die in Haku das Mitgefühl weckte.

„Ich wollte, dass er bleibt. Aus egoistischen Gründen. Ist nicht so, dass ich nicht geahnt hab, dass sowas passiert, aber…ich kann ihn jetzt nicht dazu zwingen. Dafür schulde ich ihm zu viel.“

Kisame füllte sich Sake nach, kippte diesen herunter und atmete hörbar aus. Es musste ihm schwerfallen, die Entscheidung zu treffen. Schließlich hätte ein Blinder gesehen, dass ihm Itachi sehr wichtig war.

„Wir erledigen die Mission wie besprochen, holen uns das Geld und dann lasse ich ihn ziehen.“

„Wenn er uns nicht in die Quere kommt“, wandte Zabuza skeptisch ein und trank ebenfalls vom Sake.

Kisame bohrte seinen Blick in den seinen.

„Das wird er nicht.“

Haku fragte sich, ob er daran wirklich glaubte, aber er hielt es für unklug, das infrage zu stellen. Schon gar nicht vor Zabuza, selbst wenn er eher dessen Meinung vertrat. Dennoch liebte er Zabuza zu sehr, als dass er Kisames Gefühle nicht verstehen konnte. Es war nicht einfach.

„Wie Kisame-san sagt…wir ziehen es durch und dann sehen wir weiter. Es bringt nichts, sich weiter darüber Gedanken zu machen“, sagte Haku ruhig.

Die beiden Männer schienen das so zu akzeptieren, auch wenn die Stimmung weiterhin getrübt war. Am liebsten hätte sich Haku auf die Suche nach Itachi gemacht, doch vermutlich würde dieser von allein zurückkehren, sobald er den Kopf frei hatte. Vermutlich würde er sowieso zurückkommen, denn es gab im Dorf vermutlich keine andere Bleibe für ihn. Und was wollte Haku ihm schon sagen? Außer, dass er hiernach verschwinden und nie wieder zurückkehren sollte. Wie bitter.
 

Sasuke erwachte in der Nacht schweißgebadet und von Schmerzen geplagt. Mit geweiteten Augen sah er an die Decke, während er sich zu beruhigen versuchte, und sein erster Impuls war es, sich ruckartig aufzurichten – was nicht möglich war. Er unterdrückte einen Schrei, als die Bewegung den scharfen Schmerz durch seine Schulter jagte und fiel wieder zurück.

Ein paar Sekunden blieb er keuchend liegen, musste sich sammeln. Ganz ruhig. Wo auch immer er war, es brachte nichts, direkt in Panik auszubrechen. Mit diesem Gedanken schloss er kurz die Augen, ehe er sie müde durch den Raum schweifen ließ.

Dieser war jedoch recht klein und kahl, machte den Anschein einer Kammer. Es roch eigenartig. Der strenge Geruch nach Kräutern und Schweiß. Seine Erinnerungen waren noch recht schwammig, doch er versuchte, sie irgendwie zusammenzubekommen, damit sie ein Bild ergaben.

Diese Männer hatten ihn beinahe umgebracht, hatten ihn mitnehmen wollen und dann war da dieses Tier gewesen. Wie eine Katze hatte es ausgesehen…mit mehreren Schweifen. Glutrot hatte es geleuchtet und sich blitzschnell auf die Männer gestürzt. Da war so viel Blut gewesen. Es hatte einem Massaker geglichen. Als das Vieh mit seinen Peinigern fertig gewesen war, war es auf ihn zugekommen.

Sasuke wusste noch, dass er in dieser Sekunde mit seinem Leben abgeschlossen hatte. Er hatte kurz vor der Ohnmacht gestanden, war nicht in der Lage gewesen, sich zu wehren. Heißer Atem hatte sein Gesicht gestreift, grollende Laute nahe an seinem Ohr…und er hatte nur auf den tödlichen Biss gewartet. Darauf gewartet, dass dieses Tier ihn riss, wie es die Männer gerissen hatte. Doch nichts dergleichen war passiert. Das riesige, rot leuchtende Ungetüm hatte ihn auf den Bauch gedreht und ihn dann wie ein Junges an seinem Kragen gepackt und vom Ort des Geschehens weggeschliffen. Sasuke hatte keine Kraft mehr besessen, sich dagegen zu wehren und war erschlafft…in der Ohnmacht versunken. Was dann passiert war, konnte er nicht genau bestimmen. Hatte ihn die große Katze hierhergebracht?

Er berührte vorsichtig die Stelle nahe seiner Schulter, wo ihn der Bolzen getroffen hatte. Ja. Da waren Verbände, also hatte man ihn versorgt. Das Gesicht einer älteren, blonden Frau mit rot geschminkten Lippen flackerte in seinem Kopf auf.

„Du bist ja wach!“

Erschrocken durch die Stimme wollte er erneut hochfahren – der Fehler ließ ihn schmerzerfüllt aufstöhnen.

„Um Gottes Willen, bleib liegen! Und…warte kurz…“

Sasuke war froh, als er losgelassen wurde, hörte im nächsten Moment Schritte. Kurz verschwand die Person, die er natürlich längst erkannt hatte, ehe sie mit einer Öllampe zurückkam und diese neben ihn stellte. Flackernde Schatten huschten über das Gesicht des Jungen, welches ungewohnt blass und ernst aussah.

„…oh Mann…ich bin so froh, dass du noch lebst! Ich dachte schon, ich müsste dich begraben.“

Sasuke schnaubte leise, auch wenn er erleichtert war, dass es sich nur um Naruto handelte. Andere Menschen hätte er nicht ertragen. Er atmete durch, sah zu seinem sogenannten Freund auf – wobei er das wohl tatsächlich war. Immerhin hatte er ihn anscheinend hierhergebracht und ohne medizinische Hilfe wäre er nun sicher tot.

„Du sollst genug trinken. Warte, ich helfe dir!“

Sasuke konnte sich kaum dagegen wehren, auch wenn es ihm missfiel, wie der andere seinen Kopf leicht anhob und ihm ein Schälchen mit Wasser an die Lippen hielt. Das kühle Nass rann seine Kehle hinab und ab da war es ihm egal, dass er sich wie ein Krüppel helfen lassen musste. Es tat einfach nur gut, auch wenn er sich verschluckte und sich sein Körper unter dem darauffolgenden Hustenanfall verkrampfte.

„Nicht so hastig…“

Besorgt wurde er angesehen, was Sasuke zwar nicht gefiel, doch er nickte nur, ließ zu, dass der andere das Kissen unter seinem Kopf richtete.

Tief atmete er ein, versuchte sich zu sammeln und seine Gedanken auf das Wichtigste zu lenken. Erinnern tat er sich und auch wenn er verletzt und schwach war, so lebte er doch wenigstens. Doch warum? Was hatte es mit diesem Vieh auf sich, das ihn anscheinend vom Ort des Massakers weggeschleppt hatte? Wie viel wusste Naruto, der ihn ja hierhergebracht haben musste.

Ihm fiel mit einem Mal wieder ein, wie der andere herumgedruckst hatte, als diese Frau nach dem Geschehen gefragt hatte. Warum war es ihm so unangenehm gewesen? Weshalb?
 

„Naruto…hast du…mir das Leben gerettet?“, fragte er und stellte mit Unmut fest, dass seine Stimme lediglich ein heiseres Krächzen war.

Der Blonde stockte bei dieser Frage, sah ihn verwirrt an.

„Ich…nein, ich habe…also, eigentlich hat Baa-chan dich gerettet. Sie ist eine tolle Heilerin und sie hat dich so gut wieder hinbekommen, dass du-“

„Du…weißt genau, dass…ich das nicht meine“, murmelte er genervt und durchbohrte ihn mit seinem Blick.

Man merkte Naruto an, dass er dem Thema am liebsten weiter ausweichen wollte, doch Sasuke fixierte ihn, gab ihm nicht die Gelegenheit, sich rauszureden. Dieser Tsunade konnte er vielleicht etwas vormachen, doch er erkannte, wenn man ihn belog.

„Ich…habe dich im Wald gefunden…du warst verletzt und ich-“

„Was ist…mit dem Tier?“, brummte er und sah ihn immer noch an.

Wobei ihm selbst die Beharrlichkeit schwer fiel, doch er wollte nicht wieder einschlafen. Zuerst musste er genau wissen, was passiert war. Das Sprechen war anstrengend und sein Hals fühlte sich bereits wieder kratzig an, doch noch bat er nicht darum, noch etwas zu trinken zu bekommen.

„…Tier?“

„Ich weiß…dass du…es gesehen hast.“

„Du warst doch bewusstlos.“

„…“

Sasuke verengte die Augen, spürte, wie er wütend wurde – auch wenn das in seinem Zustand nicht so gut war. Er musste seine Kräfte sparen, schnell gesund werden und zurück nach Hause. Mit Sicherheit war Madara bereits jetzt außer sich – vor Zorn und Sorge. Letzteres überwog hoffentlich…und wer kümmerte sich bitte um Sakura, wenn nicht er? Bei dem Gedanken, dass dies sein Onkel tun würde, fühlte es sich an, als würde ihm jemand in die Magengrube boxen.

„Vielleicht hast du ja doch noch Fieber…da war kein Tier“, log Naruto, doch dass er ihm auswich und nun die Lampe fixierte, sagte genug aus.

„Ich…hab gehört, was…die…diese Frau gesagt hat“, brach es aus ihm hervor und unterdrückte den Husten. „Du warst voller Blut…“

„Ja, deinetwegen…du warst schwer verletzt. Von einem Tier weiß ich nichts – und der Bolzen in deiner Schulter und die Eisenfalle an deinem Fuß waren eindeutig das Werk von Menschen!“, knurrte Naruto stur und funkelte ihn nun ebenfalls aus seinen blauen Augen an. „Davon abgesehen weiß ich nicht, was du von mir willst. Ich habe dich gefunden und hierher geschleift, Tsunade-baa-chan hat dich versorgt und du bist hier in Sicherheit. Kannst du nicht einfach zufrieden sein?!“

Sasuke wollte zurückfauchen, etwas Bissiges erwidern, doch die Worte blieben ihm im Halse stecken. Ihm wurde schwindelig und er musste mehrmals blinzeln, damit die schwarzen Punkte vor seinen Augen verschwanden.

„Da siehst du, was du davon hast, du Idiot!“

Zornig und vorwurfsvoll wurde er angesehen.

„Ruh dich aus und lass das Fragen stellen. Wir reden, wenn du wieder gesund bist. Verstanden?“

Und in seiner Lage blieb ihm nichts anderes übrig, als zu nicken. Doch vom Tisch war das Thema damit sicher nicht…davon abgesehen, dass er zurückmusste. Was war, wenn Itachi zurückkam? Wenn Madara sich sorgte und das halbe Dorf auf der Suche nach ihm in Brand setzte? Was war mit Sakura?

Er spürte, wie ihm erneut etwas Kühles auf die Stirn gelegt wurde.

„Schlaf wird dir guttun“, murmelte der Blonde leise. „Ich bleibe hier.“

„Naruto…“

Er wollte nicht wieder schlafen. Allerdings war er machtlos gegen seinen erschöpften Körper, der ihm keine andere Wahl ließ. Während seine Sicht erneut verschwamm…er ein letztes Mal in Narutos blaue Augen sah…fiel ihm auf, dass da ein rotes Funkeln in ihnen leuchtete. Nur ganz schwach. Aber es war da. Er bildete sich das nicht ein…und plötzlich fielen ihm wieder Madaras Worte ein. Sie hallten ihn seinem Kopf wider, während er erfolglos versuchte, sich an sein Bewusstsein zu klammern. Jene Worte, die er gesagt hatte, als er ihm befohlen hatte, den blonden Waisenjungen aus dem Dorf im Auge zu behalten. Sich mit ihm anzufreunden. Etwas, das Madara eigentlich nie von ihm verlangt hätte.

Er ist der Schlüssel.
 

Der Sake hatte sich leider nicht so lindernd auf sein Gemüt ausgewirkt, wie Kisame es sich erhofft hatte. Während er auf seinem Futon lag und in der Dunkelheit an die Decke starrte, kam ihm der Gedanke, dass es falsch gewesen war, Itachi einfach gehen zu lassen. Schließlich gab es hier eine Menge wütender Dörfler und den dubiosen Schergen des Bürgermeisters war ebenso wenig zu trauen. Nicht, dass sich der Uchiha nicht zur Wehr setzen konnte, aber wenn er die Kontrolle verlor, würde das alles vermutlich übel ausgehen.

Kisame atmete tief durch, ehe er sich auf die Seite drehte, einen Arm unterm Kopf, während er erneut die Augen schloss. Es war, wie er gesagt hatte, da war nichts mehr zu machen. Das mit ihnen hatte keine Zukunft – zumindest wusste Kisame nicht wie.

Als er plötzlich Schritte an der Tür vernahm, spannte er sich an. Seine Waffe lag in Griffweite, sodass er sich notfalls verteidigen konnte. Er blieb liegen, sah zum Fenster, wo der Mond etwas Licht spendete. Die Tür öffnete sich mit einem leisen Knarzen und wurde dann mit einem dumpfen Geräusch wieder geschlossen. Erneute Schritte. Kisame zählte die Sekunden herunter und als die Schritte nahe genug waren, griff er nach dem Dolch unterm Kissen und fuhr herum.

Rote Augen leuchteten ihm aus der Dunkelheit entgegen und die Erinnerung an damals…an die Vergangenheit…ihr erstes Treffen…es brannte mehr in seinem Kopf, als es seine Hand konnte. Ein paar Sekunden sahen sie einander still an…dann löste sich der Schemen aus der Dunkelheit, mit der er verschmolzen war, und setzte sich neben ihn auf den Holzboden.

Itachis blasses Gesicht leuchtete im Mondlicht beinahe und Kisame erkannte, wie ernst sein Blick war.

„Ich habe heute Nacht nicht mehr mit dir gerechnet“, brach er die Stille und legte den Dolch beiseite.

Zabuzas Worte kamen ihm wieder in den Sinn; was, wenn er sich gegen sie stellte?

Itachi schwieg einen viel zu langen Moment, ehe er ihm antwortete.

„Ich wollte auch nicht zurückkommen, aber wir müssen reden.“

„Das denke ich auch“, erwiderte Kisame grimmig. „Hör zu, ich-“

„Nein. Du musst mir zuhören…und du musst mir glauben“, unterbrach Itachi ihn und man merkte ihm die Anspannung deutlich an. „Wenn du das nicht tust, dann…wird das hier ein schlimmeres Ende nehmen, als du vielleicht ahnst.“

Kisame hielt inne, im ersten Moment nicht wissend, was er darauf erwidern sollte. Ein schlimmeres Ende? Für sie? Was zum…

„Wovon redest du, Itachi?“

„Gato. Der Bürgermeister. Er hat vor, uns diesen Mord ausüben zu lassen, um uns zum Sündenbock zu machen.“

„Ja. Das wissen wir doch schon“, murrte Kisame ungeduldig. „Wir hauen danach ab, bevor-“

„Es wird kein Danach geben, Kisame. Sobald wir diesen Mord begangen haben, werden uns nicht nur die Dorfbewohner jagen. Es gibt noch einen zweiten Handel – und in dem geht es um Akatsuki. Du hast einen Feudalherren ermordet. Das schlägt Wellen. Es sind bereits Leute hierher geschickt worden…sie werden morgen früh ankommen und auf ihr Zeichen warten.“

Kisame wurde bei den Worten heiß und kalt, denn natürlich wusste er, wovon der andere sprach. Schließlich hatte dieser ihn davor bewahrt, für sein Verbrechen hingerichtet zu werden. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass es ihn auf diese Weise einholte. Pain hätte ihn nie hierhergeschickt, wenn er gewusst hätte, dass seine Tat bis hierher reichte. Aber ihm war klar, was Itachi ihm damit sagen wollte…und dieser sprach es gleich darauf aus.

„Diese Insel soll niemand von uns lebend verlassen.“



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